Donnerstag, 5. April 2018

Bleibt Barrierefreiheit im Bezirksamt draußen vor?


Sich im Haupthaus des Bezirksamts zurecht zu finden, ist nicht einfach. Das gilt vor allem für ausländische Mitbürger*innen oder Menschen mit einem Handicap. Denn die Ausschilderung ist kompliziert und unvollständig.
So manche Besucher*innen geistern durch die Gänge, suchen den großen Saal oder das Standesamt. Bereits vor über zwei Jahren hat Harald Rösler daher ein Konzept „Inklusives Bezirksamt Hamburg-Nord“ vorgelegt. Gespräche mit Mitarbeiter*innen, Verbänden und Vereinen sowie ein Auftrag der Bezirksversammlung waren vorausgegangen. „Ziel der Maßnahme ist es“, so der Bezirksamtsleiter, „eine eigenständige Orientierung im Gebäude für alle Kundinnen und Kunden unabhängig von persönlichen Einschränkungen, wie beispielsweise einer körperlichen Behinderung, Einschränkungen aufgrund des Alters oder bei Sprachschwierigkeiten zu ermöglichen“.
Neben ergänzenden Maßnahmen im Internet (in Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei) kündigte Rösler an, die Kommunikation der Behörde „nach Innen und Außen“ zu verbessern.
Inzwischen gibt es spürbare Verbesserungen. So schreiben immer mehr Beschäftigte des Bezirksamts ihre Mails und Briefe an Bürger in verständlicher Sprache. Eine Kundenbroschüre „Bürgerservice in Hamburg-Nord“ wurde in Leichter Sprache verfasst, an entsprechenden weiteren Veröffentlichungen wird gearbeitet.
Das Konzept für ein barrierefreies Bezirksamt ist indes seit Monaten in Arbeit. Einbezogen werden sollen neben dem Haupthaus in der Kümmellstraße das Technische Rathaus, das Kundenzentrum Lenhartzstraße und das Gesundheitsamt in der Eppendorfer Landstraße. Schon Mitte 2016 hat die Bezirksversammlung 60 000 Euro bereitgestellt; die diversen Verbesserungen werden letztendlich etwa das Doppelte kosten. Im vergangenen September präsentierte die Verwaltung einen ersten Überblick über die geplanten Maßnahmen. Dazu gehören:
  • im Haupthaus: barrierefreier „Eingang für alle“, evtl. mit neuer Rampe, Stufenmarkierungen 
  • im Foyer: mehrsprachiges Willkommenschild, taktiler Übersichtsplan. Taktiles Leitsystem auch zu den Aufzügen 
  • Aufzüge: Grüne Schrift auf den Tasten, akustische Ansage 
  • auf den Etagen: Info Points, taktile Leitsysteme, Raumnummern auch in Braille-Schrift 
  • Online: barrierefreie Erschließung des Standorts auf der Internetseite des Bezirks, Lagepläne zum Herunterladen, mehrsprachige Beschreibungen

Ob und was von diesen Ideen umgesetzt worden ist, ist unklar. Bezirksamtssprecher Daniel Gritz: „Der Vergabe- und Beschaffungsprozess gestaltet sich sehr viel aufwändiger als zunächst angenommen.“   Zum Glück gibt es die menschlichen Wegweiser im Eingangsbereich – die Mitarbeiter*innen leisten einen wirklich guten Job!

Text und Bilder: Hans Loose

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