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Heike vor der Elphi |
Unsere Tickets haben wir bereits vor einer
Woche im Internet gebucht. Drei Monate nach Eröffnung wollen wir prüfen, inwieweit
die Macher von Hamburgs Musiktempel in Sachen Barrierefreiheit vorangekommen
sind. Kritik gab es in den ersten Wochen ja reichlich.
Rollstuhlfahrerin Heike parkt ihren Wagen auf
einem der Behindertenparkplätze am Kaiserkai, etwa 80 Meter von der Elbphilharmonie
entfernt. Weitere Sonderparkplätze gibt es im Elphi-Parkhaus. Am Haupteingang
wäre eine Hinweisschild sinnvoll: Menschen im Rollstuhl bitte rechts durch den
Gang! –
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Weg zur Außenplaza |
Stattdessen weist uns ein Ausrufer über alle Köpfe hinweg den Weg. Einchecken
für den Plazabesuch, Aufzugfahrt in den achten Stock – ohne Probleme. Es gibt
keine Schwellen, Türen und Aufzüge haben eine ausreichende Größe. In der großen Halle, die uns erwartet, drängen
sich die Besucher*innen. Nun wollen wir wissen, wie wir zur Außenplattform kommen.
Vergeblich: Hinweisschilder sind in den beiden Schleusen versteckt,
die ins Freie führen. Die Wegführung ist insgesamt eher zurückhaltend. Und –
wie gewohnt - ausschließlich auf Deutsch. Die Hansestadt beweist bei diesem
Thema gern ihren Provinzcharakter.
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Treppe als Stolperfalle |
Apropos Beschilderung: der Blinden-
und Sehbehinderten-Verein hat vor sechs Wochen fehlende
Hinweise in den Fahrstühlen und auf der Treppe moniert. Doch die Schilder in
den Fahrstühlen reflektieren auch heute, sind selbst für Menschen ohne
Handicap kaum zu erkennen. Blindenschrift oder Etagendurchsagen gibt es
nicht. Die breite Treppe soll ihren
Charakter als Stolperfalle ja demnächst verlieren. Doch noch fehlen die
normgerechten Stufenmarkierungen.
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Blick auf den Sandtorkai |
Der Blick auf Hamburg ist natürlich
gigantisch, allerdings heute leicht getrübt durch das Schmuddelwetter. Unterdessen
wird es beim Rundgang über die Aussenplaza hinten eng. Dort drängen sich Besucher
besonders stark, denn der Weg ist nur 1,45 m breit, also schmaler als ein traditioneller
Fußweg. Schwierig für Menschen im Rollstuhl und Kinderwagen, im Gegenverkehr. aneinander vorbei zu kommen.
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Warten vor dem Behinderten-WC |
Toiletten für Mann und Frau sind auf der Plaza
vorhanden, Behinderte im Rollstuhl finden ihr WC eine Etage tiefer. Es leuchtet die
rote Besetzt-Lampe. Das Deckenlicht erlischt nach wenigen Minuten, wir müssen es durch Bewegung reaktivieren. Nach 10 Minuten überprüfen wir Tür und Toilette: das WC ist
frei, die Lampe offenbar im Dauerbetrieb.
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Gastronomie? Bitte klingeln |
Ins Restaurant geht es für die Rollstuhl-Fahrer*innen
nur über den 6. Stock. Und das ist der Höhepunkt unserer Erkundung: Heike
landet vor einem verschlossenen Personaleingang des Restaurants. Sechs Minuten nach unserem
Klingeln öffnet die freundliche Restaurantchefin. Wir werden über einen Lastenaufzug, in dem es nach Fisch
riecht, auf die Restaurant-Ebene gehievt. Senatskoordinatorin Ingrid Körner hat diese unwürdige Situation
bereits Anfang Dezember 2016 kritisiert. Die
von Frau Körner geforderten Schilder in Richtung Restaurant sind offenbar
angebracht; einen direkten
Zugang zur Gastronomie für die Nutzer von Rollstühlen, Rollatoren und Eltern
mit Kinderwagen wird es nicht geben.
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Restaurant nur für Rollstuhlfahrer? |
Inzwischen hat sich auch eine Reihe
von Musikern mit Handicap bei der Senatsbeauftragten gemeldet. Im Bereich der
Künstler-Umkleideräume und Sanitäreinrichtungen soll die Barrierefreiheit ebenfalls
auf der Strecke geblieben sein.
Wie schreibt doch die Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Angelika Antefuhr nach ihrer Elphie-Begehung? "Die Elbphilharmonie soll als
neues Wahrzeichen der Stadt Hamburg ein Zeichen in die Welt setzen. Dies muss
auch ein deutliches Zeichen für Barrierefreiheit sein."
Heike Wandke / Hans Loose
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